Oberarzt werden: Karriereschritt, Einstiegsgehalt, Tarifverträge, außertarifliche Bezahlung

Oberarzt: Gehalt, Tarifverträge, außertarifliche Bezahlung

Wie wird man Oberarzt? Informationen zu Ausbildung, Berufsbild und Gehalt auf einen Blick.

Oberarzt ist ein verantwortungsvoller, angesehener und attraktiv bezahlter Beruf. Interessant ist für viele, die ihre berufliche Zukunft planen, der Arbeitsalltag, die Höhe des Gehalts und der übliche Karriereweg, um nur einige Beispiele zu nennen. Wer Oberarzt werden will, sollte diesen Schritt sorgfältig planen, denn es ist kein einfacher, aber dafür ertragreicher Weg. Mit diesem Artikel sollen die häufigsten Fragen zum Berufsbild beantwortet, der Werdegang ausführlich erläutert und auf weitere wesentliche Aspekte rund um dieses Berufsbild eingegangen werden.

Definition und Tätigkeiten

Was in Wirtschaftsunternehmen die Abteilungsleitung ist, stellt in einem Versorgungszentrum in der Regel ein Oberarzt dar. In dieser Position ist man verantwortlich für die Patienten, die Assistenz und das weitere medizinische Personal, es ist also ein Beruf mit Leitungsfunktion. Dem übergeordnet sind lediglich die Chefarztposition und die des „leitenden Oberarzt“, also die ständige Vertretung eines Chefarztes.

In den Tarifverträgen für Ärzte an Universitätskliniken (TV-Ärzte TdL) und an kommunalen Krankenhäusern (TV-Ärzte VKA) des Marburger Bunds ist der Beruf als solcher wie folgt definiert: „Oberarzt ist derjenige Arzt, dem die medizinische Verantwortung für Teil- oder Funktionsbereiche der Klinik beziehungsweise Abteilung vom Arbeitgeber übertragen worden ist.“ Essenziell ist also die Eigenverantwortung für einen bestimmten Bereich oder mehr. In Versorgungszentren und Kliniken besteht jener Bereich in der Regel aus einer oder mehreren Stationen, aber auch andere medizinische Funktionseinheiten können grundsätzlich in der oberärztlichen Verantwortung liegen. Wichtig ist, dass jene Verantwortung seitens des Arbeitgebers zu übertragen sind, sprich, dass junge Fachärzte nach entsprechender Berufserfahrung und sehr guten Leistungen befördert werden.

In dieser Position erstattet ein Oberarzt dann den Vorgesetzten, also leitender Oberarzt und/oder Chefarzt, regelmäßig Bericht über aktuelle Angelegenheiten in der Klinik oder im Zentrum. Hinsichtlich den Assistenzärzten wiederum besitzt man in dieser Position Fachaufsicht. Das geschieht beispielsweise in Form von Arztvisiten, Kontrolle und Weisungsrecht gegenüber den Assistenzärzten oder auch durch das Beantworten von deren Rückfragen. Mit der Personalverantwortung ergeben sich zudem administrative Aufgaben wie Budget-Entscheidungen, Planung von Fort- sowie Weiterbildungen oder Stellenplanung.

Ferner müssen Oberärzte an Wochenenden, Feiertagen und nachts je nach Dienstplan als sogenannte „Hintergrundärzte“ auf Rufbereitschaft sein. Die bereits erwähnten Visiten gehören zu den wichtigsten Aufgaben im Arbeitsalltag, denn hierbei steht die Betreuung der Patienten im Vordergrund, also die Hauptaufgabe jeder Gesundheitseinrichtung. Gleichzeitig wird das eigene Wissen erweitert oder auch auf die Probe gestellt, beispielsweise bei der Behandlung komplexer Krankheiten. Mögliche Nebentätigkeiten, die sich mit dem Beruf gut vereinbaren lassen, sind das Publizieren von Fachartikeln für Journale und akademische Zeitschriften, oder auch als Gastdozent medizinwissenschaftliche Vorlesungen zu halten.

Ausbildung und Karriereweg

Der Werdegang zur dieser Position ist fest vorgeschrieben und für alle Anwärter gleich und lässt sich in folgenden Schritten zusammenfassen:

  1. Medizinstudium (sechs Jahre)
  2. Assistenzarzt (vier bis sechs Jahre)
  3. Facharzt (mehrere Jahre)
  4. Oberarzt bzw. leitender Oberarzt (mehrere Jahre)
  5. Chefarzt (gegebenenfalls)

Die Ausbildung beginnt mit dem Medizinstudium, welches durch die Approbationsordnung für Ärzte (ÄAppO) bundesweit einheitlich verläuft. An Hochschulen in Deutschland ist ein Abiturnotenschnitt von 1,0 bis 1,2 für die Zulassung (Numerus Clausus) notwendig. Wessen Schnitt dafür nicht ausreicht, kann alternativ versuchen Wartesemester zu sammeln, gut geeignet wäre in diesem Fall eine duale Ausbildung im medizinischen Bereich mit anschließender Berufstätigkeit. Für Medizin beträgt die Regelstudienzeit sechs Jahre, also zwölf Semester, das Studium selbst ist in zwei beziehungsweise drei Teile gegliedert. Zunächst der vorklinische Teil in den ersten beiden Studienjahren, darauf folgt der klinische Teil vom fünften bis zwölften Semester, abschließend ist ein praktisches Jahr zu absolvieren. Jeder Abschnitt endet mit einer größeren Prüfung. Sind diese bestanden und der Studienverlauf absolviert, muss die Approbation beantragt werden, um schließlich die Berufsbezeichnung Arzt zu erhalten.

Danach beginnt mit der Tätigkeit als Assistenzarzt die Facharztausbildung, für welche zwischen zahlreichen Möglichkeiten der Spezialisierung zu wählen ist. Diese Auswahl umfasst zum Beispiel Chirurgie, Orthopädie, Anästhesie, Radiologie, Kinderheilkunde, Neurologie beziehungsweise Psychiatrie, Innere Medizin und vieles mehr. Nach erfolgreichem Absolvieren der Facharztprüfung muss abgewägt werden, ob man sich mit einer eigenen Facharztpraxis niederlässt oder den Karriereweg zur Oberarzt-Position einschlagen will. In der Regel dauert es bis zu dieser Beförderung zwischen acht bis zwölf Jahre Berufspraxis, ausschlaggebend hierfür sind Faktoren wie die gewählte Spezialisierung, Personalbedarf oder auch die Arbeitsmarktsituation. Nicht zuletzt geht es auch um die persönliche Eignung und eigene Fähigkeiten. Wichtig sind dabei Fach- und Methodenkompetenzen (z. B. Fachwissen, Organisationsfähigkeit oder Beurteilungsvermögen), sowie personelle (Persönlichkeit, ethische Einstellung oder Selbstmanagement) und sozial-kommunikative Kompetenzen (Konfliktlösung, Kooperations- oder Beratungsfähigkeit).

Bezahlung und Tarifverträge

Eine Oberarzt-Tätigkeit ist hinsichtlich des Gehalts sehr reizvoll. Bestimmt wird es im Wesentlichen durch Tarifverträge, welche zwischen der Gewerkschaft Marburger Bund und den Arbeitgeberverbänden ausgehandelt wird. Die Gehaltshöhe kann je nach Arbeitgeber und dessen Tarifbindung, Standort, Berufserfahrung oder Spezialisierung mitunter stark variieren. So gibt es innerhalb der Facharzt-Spezialisierung ein signifikantes Gefälle zwischen besser bezahlten Richtungen wie Chirurgie und Innere Medizin, hin zu weniger Gehalt in der Neurologie sowie Geriatrie. Ebenfalls ist bundesweit ein auffälliger Ost-/West-Unterschied festzustellen, die besten Gehälter erhalten Oberärzte in Baden-Württemberg (Höchstwert), Hessen und Hamburg. Deutlich niedriger ist die Vergütung dagegen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern (Tiefstwert).

Oberarzt Einstiegsgehalt

Trotz alledem handelt es sich um eine in jedem Fall lohnenswerte Tätigkeit, bei der die gehobene Verantwortung ein entsprechend hohes Jahreseinkommen ermöglicht. An Unikliniken beträgt laut Tarifvertrag (TV-Ärzte TdL von 2021) das Oberarzt-Einstiegsgehalt 8164 €. An kommunalen Krankenhäusern sind es (laut TV-Ärzte VKA) 8021 €, die Bezahlung an Privatkliniken ist in der Regel höher, kann aber auch darunter liegen, da sich dort die Vergütung in der Regel nach betriebsinternen Tarifen richtet. Mit jedem absolvierten Berufsjahr steigt das Monatsgehalt stufenweise, auch die Höhe dieser Staffelung ist von unterschiedlichen Faktoren in den Tarifverträgen abhängig.

Aktuelle Situation und Zukunft

Dr. Wolfgang Martin, Spezialist und Berater für den ärztlichen Arbeitsmarkt, warnte im Deutschen Ärzteblatt (Ausgabe vom 5. August 2019) vor einem aufkommenden Mangel an „Oberarztnachwuchs“. Besonders wenig Bewerber gibt es aktuell zum Beispiel in der Gefäßchirurgie, Pneumologie und vor allem Gastroenterologie. Der Stellenbedarf ist entsprechend groß und wird aller Voraussicht nach allein aufgrund des demographischen Wandels auch in Zukunft steigen.

Bei der Rekrutierung von Nachwuchskräften im medizinischen Bereich spricht man daher inzwischen vom „War for talents“. Im ländlichen Raum ist bereits jetzt ein offenkundiger Facharztmangel zu beklagen, der vor allem strukturschwache Regionen betrifft. Doch auch in Städten fehlt es vielerorts an jungen Ärzten, häufig müssen dort größere Kliniken auch das Umland versorgen. Wer also den langen Weg zum Oberarzt-Beruf auf sich genommen hat, sollte problemlos eine sichere Beschäftigung finden.

Neben der Personalwirtschaft steht das Gesundheitswesen nicht erst seit der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen für die Zukunft. Darum wurde zum Jahr 2021 das Krankenhauszukunftsgesetz erlassen, ein Investitionsprogramm, welches den Notfallkapazitäten, der IT-Sicherheit und Digitalisierung in Krankenhäusern zugutekommen soll.

Gerne verhelfen wir Ihnen zur passenden Oberarzt-Stelle. Kontaktieren Sie uns gerne unverbindlich und kostenfrei und registrieren Sie sich.

Artikel teilen

Facebook
LinkedIn
XING
WhatsApp

Können wir Ihnen helfen?

Haben Sie Fragen?
Kontaktieren Sie uns einfach.

Oder schauen Sie einfacher in unserer Jobbörse nach einem passenden Job.